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¿Todos los Santos oder Allerseelen?

Caroline Hilari

2. Nov. 2024

In Bolivien ist der 2. November, Tag aller Seelen, ein Feiertag. Er wird “Todos los Santos” genannt, was Allerheiligen bedeutet, die eigentlich am 1. November geehrt werden sollten. Aber die Tradition feiert und ehrt die Seelen der verstorbenen Angehörigen.


Nach alter Sitte “kommen” die Seelen, vor allem die, die in den letzten drei Jahren verstorben sind,  mittags um 12:00 vom 1. November. Vorher hat die Familie, vor allem die Frauen, tage- und nächtelang gebacken, vor allem Brot und Plätzchen. Ein grosser Altar wird aufgebaut mit dem Backwerk, Blumen, Obst, Zuckerrohrstangen, einem Foto des oder der Verstorbenen. An dem Tag wird mit den Toten geredet, sie bekommen ihr Lieblingsessen hingestellt, es wird auch gescherzt. Am nächsten Tag, dem Allerseelen, bringt man den ganzen Altarschmuck zum Friedhof, auf das Grab des Verstorbenen. Da kommen noch mehr Verwandte, Nachbarn und Bekannte, lüften den Hut und sprechen für den Toten ein Gebet. Als Dank dafür bekommen sie das Brot und Obst geschenkt, manchmal auch Mittagessen. In manchen Dörfern wird Musik gespielt und “für die Seele” getanzt. Am Schluss soll nichts mehr übrig sein von dem Altarschmuck.



Drei Jahre wird dieses Ritual strikt eingehalten. Ich kenne kein Fest in Bolivien, was von allen Menschen immer begangen wird und die Familien und Dörfer zusammenhält.  Mich fasziniert immer wieder, wie die stark ritualisierte Trauerarbeit die Angehörigen auffängt. Die Frauen “verbacken” ihre Trauer beim Teig kneten. Es kann schon zu Ausbrüchen von weinenden Verwandten kommen, aber nichts ist depressiv an dieser Trauer, sie hat ihre Zeit, ihren Ort, ihre Rituale und ist eingebunden in das Leben.



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