Iglesia Evangélica Luterana de Habla Alemana (IELHA)
Evangelisch-Lutherische Kirche deutscher Sprache in Bolivien
Diakonie
31. Mai 2023
Wir blicken zurück auf 175 Jahre Diakonie
175 Jahre Diakonie #ausLiebe
Der Theologe Johann Hinrich Wichern hält eine Brandrede am 22. September 1848 auf dem Kirchentag in Wittenberg. Dort wirft er der Kirche kollektives Versagen an der verarmten Bevölkerung vor und wirbt für ein Netzwerk der „rettenden Liebe“. Das ist die Geburtsstunde der Diakonie. Damit liefert er den entscheidenden Impuls für eine neue, kirchliche „Innere Mission“, aus der über die Jahrzehnte der weitverzweigte, vielfältige Sozialverband entsteht, den wir heute Diakonie nennen.
Text und Bildrechte: Diakonie - https://ausliebe.diakonie.de/
Seit 175 Jahren engagiert sich die Diakonie für Menschen in Not und setzt sich besonders für diejenigen ein, die am Rande der Gesellschaft stehen, die auf Hilfe angewiesen oder benachteiligt sind. Die diakonischen Angebote richten sich an Kinder, Jugendliche und Familien genauso wie an ältere und kranke Menschen, an Geflüchtete, an Menschen mit Behinderung oder Menschen, die in Armut leben. Fast 600.000 Mitarbeitende und rund 700.000 freiwillig Engagierte beraten, unterstützen, beruhigen, pflegen, unterhalten, begleiten, motivieren und helfen #ausLiebe.
Wir wollen im Jubiläumsjahr zurückblicken und vorausschauen und dazu einladen, Diakonie weiter zu denken. Jubiläum heißt auch Aufbruch: #ausLiebe
1820-1848
Initiativen christlicher Liebestätigkeit
Die soziale Not nach Ende der napoleanischen Kriege lässt viele Einzelinitiativen christlicher Hilfe entstehen: Rettungshäuser für Sozialwaisen, Krankenpflegevereine und erste Ausbildungsstätten.
Arbeitssal im Rauhen Haus, Horn bei Hamburg, ca. 1845
1848-1871
Organisation der Inneren Mission
Johann Hinrich Wichern gibt der “Inneren Mission” Namen und Programm. Mit der Gründung eines Central-Ausschusses 1848 erhält die diakonische Hilfe eine ausbaufähige Organisationsform.
Johann Hinrich Wichern (1808-1881)
1871-1918
Mitwirkung an der öffentlichen Wohlfahrt
Im Deutschen Kaiserreich besitzt die Innere Mission eine einflussreiche Stellung im Wohlfahrtswesen. Die öffentliche Refinanzierung schafft allerdings auch neue Abhängigkeiten.
Friedrich v. Bodelschwingh (1831-1910) errichtet in Bethel bei Bielefeld eine “Stadt der Barmherzigkeit”.
1918 -1930
Säule des Wohlfahrtsstaates
In der Weimarer Republik baut der Wohlfahrtsstaat beim Ausbau der Sozialleistungen auf die Wohlfahrtsverbände. Das heute noch geltende Duale System der öffentlichen und freien Wohlfahrt wird gesetzlich verankert.
Dr. iur. Ina Hundinger (1901-2000) übernimmt den Bereich Jugendhilfe beim Central-Ausschuss für Innere Mission, ca. 1930.
1930-1938
Anpassung an den Autoritären Wohlfahrtsstaat
Bereits mit der Wirtschaftskrise wird der Weimarer Wohlfahrtsstaat wirtschaftlich und konzeptionell in Frage gestellt. Die Innere Mission folgt den neuen, autoritären Vorstellungen von Fürsorge.
Kundgebung der Diakoniegemeinschaft in Belin, Nov. 1933
1938-1945
Auflösungserscheinungen im Völkischen Staat
Im Zuge der “Entkonfessionalisierung des öffentlichen Lebens” wird die Diakonie zunehmend schikaniert und bedroht. Viele ihrer Bewohner werden Opfer der NS-Krankenmorde.
Abtransport von Bewohnern der Anstalt Bruckberg (Bayern) im Rahmen der NS-Krankenmordaktion T4, 1941
1945-1990
In der Bundesrepublik: Partner im Sozialstaat
Die Bundesrepublik stellt ab 1949 das Duale System der Wohlfahrtspflege wieder her. Mit dem Sozialstaat erlebt die Diakonie eine starke Expansion, insbesondere auch in der offenen Arbeit.
Junge Griechinnen in einer Begenungsstätte für ausländische Arbeitnehmerinnen, 1963
Seit 1990
Anbieter sozialer Leistungen im pluralistischen Sozialstaat
Die Öffnung des Marktes für soziale Leistungen für kommerzielle Anbieter bewirkt, dass sich die diakonischen Einrichtungen als soziale Unternehmungen neu ausrichten.
Ambulanter Pflegedienst der Diakoniestation Elbgemeinden, Hamburg