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Helferinnen und Helfer der Kirche: Marieluise "Mausi" Glatt

Micha Nesemeyer

1. Sept. 2023

Nach mehr als 60 Jahren in La Paz hat Mausi viel zu erzählen

Hallo Marieluise, danke für deine Zeit.

Hallo Micha, gerne.

 

Seit wann lebst du in La Paz?

Ich bin 1962 im April das erste Mal nach La Paz gekommen. 4 Monate bevor die Kirche eingeweiht wurde. Wir wurden zwar hier im Gebäude getraut, aber damals war es noch die alte Methodistenkirche. Der erste Pastor war damals Pastor Güttinger aus Heidenheim. Und weil ich in der Nähe von Stuttgart gelebt habe, bin ich durch eine Anzeige in der Zeitung damals auf einen Dia-Vortrag von ihm aufmerksam geworden. Ich hatte also schon von ihm gehört, bevor ich mich dann mit meinem späteren Mann auf den Weg nach La Paz, Bolivien gemacht habe.

 

Wie bist du auf dieses Land gekommen?

Mein Mann war deutsch-Bolivianer. Wir haben uns in England kennengerlernt. Er war wie ich dort, um sein Englisch zu verbessern. Ich sagte zu ihm: „Mir macht es nichts aus, in ein anderes Land zu kommen. Denn durch den Krieg habe ich keine richtige Heimat entwickelt.“ Wir sind dann mit dem Schiff 1962 angekommen. Insgesamt hat die Überfahrt 5 Wochen gedauert. Länger als gewöhnlich, da wir durch ein Unwetter eine andere Route nehmen mussten. Wir haben einen ziemlichen Umweg gemacht. Trotzdem war es eine tolle Tour. Wir waren immer im Kontakt mit der ganzen Crew und es gab auch noch ein paar andere Touristen auf dem Container-Schiff.

 

Wie war die deutsche Kirche bzw. Kirchengemeinde zu der Zeit?

Die Kirche wurde im November 1962 eingeweiht. Als ich ankam, gab es eine deutsche Kolonie, die Menschen waren im ganzen Land verteilt. Man schätzte so etwa 5000 Personen. Jetzt gibt es zwar noch Menschen mit deutschem Pass, aber die sprechen kein Deutsch. Naja, aber wie Du dir denken kannst, war die Kirche voll. Auch die Stühle hinter dem Klavier waren zu einigen Gottesdiensten, z.B. zu Weihnachten, voll. Es gab zu der Zeit auch immer einen entsandten Pastor. Dieser blieb zwischen drei und fünf Jahren. Pastor Sievers war sogar fast 10 Jahre dort. Es war ein normales, entspanntes Gemeindeleben, mit vielen Leuten. Die Pastoren Gode-Husman und Pastor Dümchen haben auch eine Zeit die Kirche und Kirchengemeinde begleitet.

 



Was hast du in der Zeit gemacht?

Ich habe lange der Zeit in der Hansa und auch der deutschen Schule gearbeitet. Damals war sie noch in Sopochatchi. Wir haben Kinder bekommen und ein Haus gearbeitet. Zu der Zeit gab es aber noch allerhand Hindernisse. Zum Beispiel meinte der damalige Bürgermeister zu uns: „Wer in der Florida baut, kann sich seine eigene Abwasserleitung leisten“. Und so mussten wir uns tief durch die Erde graben. 1985 bin ich dann nach Deutschland. Das Land hatte eine 25000%ige Inflation. Ein Ei kostete 2000. Das Geld entwertete sich von Tag zu Tag. Sodass man schließlich das Geld gewogen hat. Kein Mensch hatte Zeit, das Geld zu zählen. 2003 bin ich dann wieder komplett zurückgekommen.

 

Was sind deine aktuellen Aufgaben in der Kirche?

Ich unterstütze die Kirche, wo immer ich kann. Natürlich ist es schwer mit dem Nachwuchs, dadurch, dass es eben keine Kolonie mehr gibt. Ich gehöre zum erweiterten Helferkreis. Ab und zu backe ich mal einen Kuchen für den Kirchkaffee oder führe Gäste etwas herum. Manchmal sitze ich auch in Diskussionen dabei, tue meine Meinung kund oder, wenn mal wieder kein Ende gefunden wird, muss ich auch mal sagen: „Jetzt ist aber mal gut Leute“ *lacht*

 

Was gefällt dir sehr gut an Bolivien?

Das Licht! Der November hat mir in Deutschland noch nie wirklich gefallen. Ich habe schon in meiner Jugend gesagt, ich muss irgendwohin, wo ich mehr Licht habe.

 

Vielen Dank für das tolle Interview.

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