
Iglesia Evangélica Luterana de Habla Alemana (IELHA)
Evangelisch-Lutherische Kirche deutscher Sprache in Bolivien


Caroline Sölle de Hilari
30. Juni 2025
Meditation zum Monatsspruch
Sorget euch um nichts
Paulus hat gut reden, denke ich. Ein paar weiße Männer fangen gerade den Dritten Weltkrieg an. Aber Paulus war im Knast, als er den Brief an die Philipper schreibt. Bestimmt hat er sich viele Sorgen gemacht.
In allen Lagen
Was weiss Paulus um alle meine Lagen ? Ich mache mir Sorgen. Meine ehemaligen Kollegen aus dem Gazastreifen sind bestimmt alle tot. Was ist mit zwei Frauen, die ich kenne, die in Teheran wohnen? Was passiert mit meiner Freundin, die Umweltaktivistin ist, die werden doch umgebracht? Meint er wirklich alle diese Lagen ?
Eure Bitten
Ja genau, erstmal klar kriegen, was wir eigentlich wollen. Weltfrieden wäre gut. Menschenrechte. Da waren wir doch schon mal, denke ich, nach dem 2. Weltkrieg wurden die Vereinten Nationen gegründet. Genau wissen, was wir wollen. Was will ich, für meine Freundinnen, für meine Familie ? Keinen gewaltsamen Tod ! Dass die, die in meiner Familie Trauer tragen, aufgefangen werden. Das sind meine Bitten jetzt gerade.
Gebet und Fürbitte
Meine Freundin, die ich in einem Monat noch ein letztes Mal sehen wollte, hat sich ans Sterben gemacht. Ich war unterwegs in der Stadt, als ich es erfuhr. Ein Stoßgebet im Minibus: „Lieber Gott, lass ihre Seele leicht werden, dass sie sich lösen kann vom Körper, wie eine Feder. Ihr Körper ist ja schon ganz abgemagert durch die Krankheit, aber ihre Seele ist stark. Lass sie loslassen können.“ 24 Stunden später erreicht mich die Whatsapp, dass sie es „geschafft“ hat. Gebet ist für mich. Fürbitte ist für jemand anderen. Paulus meint beides in einem Atemzug.
Mit Danksagung
Der kleine Matthias sollte vor dem Essen beten, das ist in seiner Familie so üblich. „Danke lieber Gott für die Coca Cola, für die Pepsi, für die Coca Quina.“ Was steht denn bei denen auf dem Mittagstisch ? Aber klar, Danke sagen, für das, was dich freut. Jeden Abend einen Moment lang den Tag Revue passieren, irgend etwas Gutes wird es schon auch gegeben haben.
Vor Gott laut werden
Das fällt mir schwer. Quién no llora, no mama. So sagt man hier in Bolivien. Wer nicht weint, kriegt keine Milch. Laut werden, Dinge aussprechen, schreien wenn nötig, störrisch sein. Nicht gegenüber anderen, sondern vor Gott. Das muss ich noch üben.
Eure Prädikantin Caroline Sölle de Hilari