Meditation zum Monatsspruch August

Psalmen sind Songtexte, leider sind die Melodien nicht erhalten. Dieser Psalm wurde gedichtet, als die ersten Judäer nach 50 Jahren Verbannung in Babylon (heute Irak) nach Jerusalem zurück kehren durften. Die „Kriegsenkel“ hatten wahrscheinlich keine körperlichen Wunden mehr, wohl aber viel Zerbrochenheit im Herzen. Ich stelle mir vor, wie die jungen Leute dieses Lied gerne gesungen haben, vielleicht auch gepfiffen. Gott verbindet die Wunden! Sie heilt die wehen Herzen!

Wie stellen Sie sich Gott vor? Die meisten als großen Mann mit grauem Bart. Aber Gott kann auch wie eine Krankenschwester aussehen. Psalm 147 ist eine Absage an die gängige Gottesvorstellung, die Menschen sich von einem meist männlichen Herrscher oder König gemacht haben: jemand, der auf einem Thron sitzt, mit erhöhtem Stuhl wie Putin oder Napoleon, viele bewaffnete Wächter um sich hat, und viel Gold und Geld zeigt. In Vers 10 wird der Psalmdichter ganz explizit: „Ihn beeindruckt nicht die Stärke des Pferdes, er freut sich auch nicht über die Muskeln des Kämpfers“ (NGÜ). Hier wird Gott ganz unmännlich, oder entwickelt die sogenannte neue Männlichkeit, gekennzeichnet durch Pflege und Fürsorge. Dies sind Züge, die traditionell Frauen und vor allem Müttern zugeordnet werden. Gott, unsere Mutter, die uns heilt, verbindet, nährt und versorgt. Ich lade Sie ein, sich einen Moment lang Gott so vorzustellen. In mir selbst ist dieser Trieb von Pferdestärke, Muskelkraft, Allmacht und Herrschaft. Je mehr ich mich von diesem giftigen Machttrieb entferne, desto leichter kann mein Leben werden. Je mehr ich meine Gottesvorstellung davon befreie, desto näher komme ich Jesus Christus, dem Neugeborenen in der Futterkrippe, dem ohnmächtig am Kreuz Gestorbenen. Und darauf, nur darauf, kommt es an: Solus Christus.