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Wie hältst du es mit der Kirche?

Matthias Strecker

25. Jan. 2025

Zur Relevanz von Religion und Kirche in der pluralen Gesellschaft

Unter dem Titel „Wie hältst du’s mit der Kirche? Zur Relevanz von Religion und Kirche in der pluralen Gesellschaft“ erschien am 10. Dezember 2024 der große Auswertungsband der neuen, sechsten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung. Auf 700 Seiten diskutieren 35 Autorinnen und Autoren in 36 Kapiteln detailliert die Befunde der für die Gesamtbevölkerung Deutschlands repräsentativen Studie, zu der vor einem Jahr bereits eine erste überblicksartige Darstellung erschien.

Der gesamte Band ist ab dem 10. Dezember unter kmu.ekd.de frei verfügbar. 

 

Einige wesentliche Ergebnisse:

 

Obwohl die Religiosität in Deutschland relativ gering ist, sind im allgemeinen Kontakte zu kirchlichen Diensten und Personen häufig, soziale Dienstleistungen der Kirchen werden stark begrüßt, sogar von Konfessionslosen. Reformerwartungen an die Kirchen werden in deutlich höherem Ausmaß und mit wesentlich stärkerer Entschiedenheit vorgebracht als vor der Untersuchung angenommen. Die Erwartungen an die Kirchen als Akteure im sozialen Bereich sind groß. Sie werden auch von Konfessionslosen überwiegend geteilt.

Eine Abschaffung der Kirchensteuer dürfte nicht zu einem signifikanten Rückgang der Kirchenaustritte führen. Die vorliegenden Befunde machen deutlich, dass sich die Kritik an der Finanzierung der beiden großen Kirchen im Kern nicht an das bestehende Kirchensteuersystem an sich richtet.

 

Eine hohe Religiosität schreiben sich nur 13 % der Bevölkerung zu. Dabei handelt es sich weit überwiegend um Kirchenmitglieder. Aber auch unter den Kirchenmitgliedern sind die Nicht-Religiösen die häufigste Kategorie. Die Vorstellung, dass die Mitglieder einer bestimmten Religionsgemeinschaft exklusiv dem von dieser Religionsgemeinschaft historisch kodifizierten Glauben anhängen, ist aus einer fernen Vergangenheit. Weit häufiger als ein „believing without belonging“ ist heute ein „belonging without believing“ zu konstatieren, und es gibt keinen Hinweis darauf, dass ein Schwund kirchennaher Religiosität durch eine Zunahme kirchenferner Religiosität kompensiert würde, denn auch letztere nimmt in den letzten beiden Jahrzehnten ab.

 

Die Bevölkerung in Ostdeutschland ist in jeder Hinsicht deutlich weniger religiös als die in Westdeutschland. Verblüffend ähnlich ist hingegen der Anteil der Bevölkerung, der in den letzten zwölf Monaten Kontakt zu einer kirchlichen Einrichtung hatte. Das bedeutet, dass die soziale Reichweite der Institution Kirche auch in Ostdeutschland beachtlich ist und sich nicht unerheblich von der dort geringen Kirchlichkeit und Religiosität entkoppelt hat. Andererseits weisen ostdeutsche Evangelische im Vergleich zu westdeutschen Evangelischen heute ein konsistent und deutlich höheres Maß an Kirchlichkeit und Religiosität auf. In Ostdeutschland stehen vergleichsweise religiöse Kirchenmitglieder einer extrem säkularen Umwelt gegenüber, in Westdeutschland hingegen sind sich Kirchenmitglieder und Nicht-Kirchenmitglieder ähnlicher. Die neuen Ost-West-Differenzen kommen vorwiegend dadurch zustande, dass unter den Kirchenmitgliedern der Westen deutlich absackt und sich im Osten nicht viel verändert. Schreibt man hinsichtlich der Mitgliederzahlen die in Westdeutschland zu beobachtenden Trends fort, dann werden die Kirchen in Westdeutschland um das Jahr 2040 herum, also bereits in 15 Jahren, auf dem Niveau angekommen sein, das die Kirchen in Ostdeutschland im Jahr 1990 im Ergebnis der DDR-Zeit hatten.

 

Warum treten Menschen in eine Kirche ein? Dazu heißt es in der Studie:

Es zeigt sich kein Trend nachlassender religiöser Sozialisation bei jüngeren Generationen. Stellt man die großen Faktoren Familie und kirchliche Bildungsangebote einander gegenüber, so zeigt sich, dass beide Faktoren eine wichtige Rolle spielen.

Die Taufbereitschaft von Evangelischen lässt sich anhand der KMU-Daten der letzten fünf Jahrzehnte im Zeittrend analysieren, wobei auffällt, dass hier eine relativ hohe Stabilität von über 80 % vorliegt. Taufbereitschaft besteht auch bei vielen derjenigen, für die Religion kein bedeutsames Thema ist. 55 % der Befragten geben an, dass sie Kirchenmusik als inspirierend empfinden, ihr gerne zuhören und sie von ihr berührt sind. Immerhin behaupten dies auch 43 % der Konfessionslosen.

 

Und nun? Wie geht die Kirche mit diesen Ergebnissen um? Dazu gibt es zwei Positionen. Manche fühlen sich im eingeschlagenen Kurz bestätigt und setzen auf die Stabilisierung kirchlicher Organisation, andere nutzen die Datenlage als Argument für notwendige Veränderungen.

 

Eine persönliche Einschätzung: Zur Zeit wird sehr deutlich, dass große Offenheit gegenüber allen notwendig ist, die mit Gemeindevertretern sprechen wollen und die zu unseren Veranstaltungen eingeladen werden können. Dass alles nicht mehr so selbstverständlich ist, kann Anstoß zu einem bewussterem Umgang mit der biblischen Botschaft und unserem Auftrag als Kirche führen. Beides ist angesichts der Probleme unserer Welt heutzutage so notwendig wie früher, vermutlich sogar mehr.                                   

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